24.08.2018 | Kurz-Interviews mit dem Teilnehmer Lutz Stengel, 505er Weltmeister 2018:
Ein kurzes Resümee zur Veranstaltung?
Lutz Stengel: Es war eine ganz tolle Veranstaltung mit einer super Organisation und Wettfahrtleitung. Die freiwilligen Helfer des Segelclub Walchensee haben die Segler rundum versorgt, vor den Wettfahrten und nach den Wettfahrten, einfach perfekt. Das Highlight für die Segler war eine Abend- bzw. Nachtfahrt-Sonderfahrt auf den Berg Herzogstand mit Abendessen.
Es scheint so als ob du den Walchensee schätzen und lieben gelernt hast?
Lutz Stengel: Der Walchensee ist ein schönes Revier, absolut sehenswert, wir waren auch auf dem Berg (Herzogstand) und haben uns den See und die Regattastrecke von oben ansehen können. Die Segelbedingungen sind natürlich schwierig, denn es ist ein See, und nicht, wie bei der Weltmeisterschaft auf dem quasi offenen Meer, das ist schon ein großer Unterschied. Daher wurden die Karten auch wieder neu gemischt. Wir haben gute 505-Segler in Deutschland die zu den besten der Welt gehören, von daher ist es auch bei einer deutschen Meisterschaft schwierig sich durchzusetzen. Die Bedingungen waren für meinen Vorschoter und mich etwas kompliziert. Wir haben noch nicht ganz verstanden wie der Walchensee im Detail 'funktioniert'. Daher waren wir froh als unser Boot dann im letzten Rennen auch mal das erste geworden ist.
Haben sich alle fair verhalten?
Lutz Stengel: Das Verhalten aller Teilnehmer auf dem Walchensee war extrem fair, etwas anderes sind wir in der Bootsklasse eigentlich auch nicht gewohnt. Wenn es mal Probleme gibt wird das auch auf dem Wasser geklärt und danach gibt man sich wieder die Hand, trinkt ein Bier zusammen und alles ist anschließend wieder gegessen.
Das waren passende Stichworte, denn die Segler sitzen schon nach der Regatta vor dem Clubhaus des SCLW und lassen sich das Gegrillte und die vielfältigen Salate schmecken, die alle freiwilligen Helfer des Segelclub Walchensee selbst hergestellt haben.
Das Interview führte Yogi Haekel vom Segelclub Walchensee, SCLW.de
22.08.2018 | Die IDM aus Sicht der Segler des KV-Schiffes
Versteckt zwischen Bergen und Bäumen liegt das schönste Segelrevier Deutschlands - der Walchensee.
Nach vielen Segeljahren auf unterschiedlichsten Seen und Bootsklassen, mussten wir in einen 505er steigen, um dieses schöne Revier kennen zulernen. Bayerische Seen haben im Sommer keinen Wind – dachten wir bisher. Aber der Gardasee Deutschlands schaltet pünktlich um 12:00 Uhr mittags seine Windmaschine an. Das Bergmassiv rund um den Walchensee heizt sich bei Sonneneinstrahlung auf, so dass wir die Deutsche Meisterschaft bei konstanten thermischen Winden bestreiten konnten.
Schon am ersten Tag sind wir richtig ans Arbeiten gekommen. Der Wettfahrtleiter hat uns bei sonnigem Himmel und kristallklarem Wasser vier Läufe abverlangt. Da kamen die Häppchen und das kühle Bier beim Abbauen sehr gelegen.
Die amtierenden deutschen Meister bestritten den ersten Tag überragend mit drei ersten Plätzen und einem zweiten Platz. Auch für uns als Klassenneulinge war der Tag erfolgreich und wir fanden uns auf einem gesamt siebten Platz wieder. Bei Pizza, Curry und Caipis wurden wir abends herzlich in die Klassengemeinschaft aufgenommen. Es wurden wie selbstverständlich Tipps und Tricks ausgetauscht. Hier denkt man nicht nur an sich, sondern es werden auch gerne die Trimms und Manövertechnik miteinander geteilt.
Mit so viel geballtem Fachwissen im Hinterkopf konnten wir am nächsten Tag bei recht leichtem Wind einen dritten Platz ersegeln und die Deutschen Meister hinter uns halten. Leider blieb es dabei, da Wolken aufzogen und die Thermik sich nicht konstant durchsetzen konnte.
Das Abendprogramm ließ wieder keine Wünsche offen. Mit der gesamten Mannschaft fuhren wir mit der Herzogstand-Seilbahn auf den Berg und bewunderten den Walchensee von oben. Bei wunderschöner Aussicht und gutem bayerischen Essen ließen wir den sonnigen Tag ausklingen.
Am nächsten Tag zeigte sich die Thermik von ihrer besten Seite. Wir segelten vier Wettfahrten bei bis zu 20 Knoten. Leider konnten wir unsere Performance bei den Bedingungen nicht halten, da es uns (noch) an Erfahrung fehlt das Schiff bei dem Wind schnell zu fahren. Für uns wurde es dennoch ein zufriedenstellender gesamt elfter Platz. Deutscher Meister wurden, wie im Vorjahr, Felix Brockerhoff und Jan-Philipp Hofmann. Zweitplatzierter Julian Stückl und Johannes Tellen und auf dem Platz der Bronzemedaille der amtierende Weltmeister Lutz Stengel mir Frank Feller.
Insgesamt war es für uns und auch für alle anderen eine wunderschöne Meisterschaft. Wir freuen uns, dass wir die Möglichkeit hatten, mit dem KV-Schiff teilzunehmen und in diese Klasse mit starkem Teamgeist und hohem seglerischen Niveau herein zu schnuppern. Es hat uns so gut gefallen, dass wir nun auf der Suche nach einem eigenen Schiff sind.
Imke und Mathias
20.08.2018 | 36 Schiffe. Vier Nationen. 9 Rennen. 10-18 Knoten Wind. Türkises Wasser. Ein Deutscher Meister.
Eine Zusammenfassung aus Seglerperspektive.
Tag 1: Donnerstag. Ankommen, auspacken, staunen. Wow. Das ist das Segelrevier? Das Wasser sieht eher aus wie auf Bermuda und nicht wie auf einem Alpensee. Das Wetter fühlt sich auch eher an wie in der Karibik als wie auf 1000m Höhe. Der See liegt noch komplett still da, doch das RC verspricht Thermik mit stabilem Wind - und so kommt es auch.
Bei 8-13 Knoten segeln wir vier Rennen mit vielen Positionstäuschen. Weltmeister Lutz Stengel mit Frank Feller und Vorjahressieger Hofmann/Brockerhoff liefern sich im ersten Rennen ein packendes Duell an der Spitze, mit besserem Ausgang für die Düsseldorfer. Im weiteren Tagesverlauf spielen sich Micky Daisenberger mit Tobias Bolduan immer besser ein. Mit der Serie 3-2-1-2 und klar überlegenem Bootspeed setzen sie Hofmann/Brockerhoff zunehmend unter Druck, die mit der Serie 1-1-2-1 am besten mit den Walchenseebedingungen zurechtkamen. In Lauerstellung liegen Stückl/Tellen, die mit der Serie 10-3-3-3 vor allem eins im Kopf hatten: Anschluss an die Spitze halten.
Hervorzuheben ist die Leistung der ehemaligen 470er Segler Brockerhoff/Weidenbach, die für die IDM das KV-Boot zur Verfügung gestellt bekommen haben. Mit der Serie 4-10-12-6 zeigen sie, dass sie sich schnell auf die neue Bootsklasse einstellen konnten. Insbesondere mit der Geschwindigkeit auf dem Vorwind fuhren sie den Konkurrenten regelmäßig davon.
Das Abendprogramm bildet der Höhepunkt der perfekt gelungenen Veranstaltung. Mit der Seilbahn geht es hoch auf den Herzogstand. Man fühlt sich als würde man über dem Walchensee schweben. Auf 1700m Höhe mit atemberaubender Aussicht gibt es Schweinsbraten, Kaiserschmarren und Bier. Einmalig.
Tag 3: Die Entscheidung. Da für Tag 4 schlechtes Wetter und damit kein Wind vorhergesagt ist plant das RC heute alle verbleibenden vier Rennen zu segeln. Gesagt getan. Bei deutlich mehr Wind als die Tage zuvor rasen unsere Carbon-Renner über das flache, türkise Wasser und fighten mit deutlich mehr Manövern als üblich, um die massiven Winddreher nicht zu verpassen. Bis zur letzten Tonne sind dadurch noch alle Rennen offen. Die Starkwindspezialisten Stückl/Tellen zeigen mit der Serie 1-2-1-2, dass bei viel Wind in Deutschland kein Weg an ihnen vorbei geht. Hofmann/Brockerhoff erleben einen schwierigen Tag. In einem Rennen hakt sich bei ihnen das Ruder bei voller Gleitfahrt unter Spinnaker einfach aus. Kenterung und Platz sieben sind die Konsequenz. Im nächsten Lauf bricht der Traveller auf dem letzten Vorwind - sie gewinnen dieses Rennen sogar noch knapp gegen Stückl/Tellen. Die Serie 7-1-3-(4) hätte gereicht, um im letzten Lauf nicht mehr antreten zu müssen. Sie verteidigen ihren Titel und holen den Meisterpokal erneut nach Düsseldorf. Zweiter werden Stückl/Tellen. Dritter der Weltmeister aus 2018 Stengl/Feller. Enttäuschend vierter aber immerhin bestes Bayrisches Team wurden Daisenberger/Bolduan. Das Team aus dem DTYC musste am Samstag dem Designwind der 505er Tribut zollen und konnte nicht an ihre starke Leistung der Vortage anknüpfen.